Marjorie L. Duvall pardette80@aol.com
Magisteraufgaben
Deutsche Sommerschule
Sommerschule
im Südosten
Juni 1998
1. Aufgabe: Analysieren Sie ein Werk der Kinder- und
Jugendliteratur als ein Ausdruck der geschichtlichen und kulturellen
Situation, in der es entstanden ist.
Wie die Deutsche Jugend Durch den Nationalsozialismus Begeistert Wurde
Viel deutsche Literatur handelt vom Thema des Holocausts,
und die Mehrheit der Autor erzählt vom Leben in Europa während
der Nazizeit—besonders in den KZ-Lagern. Nachdem ich viele solche Geschichten
gelesen hatte, wollte ich die Antwort auf eine lästige Frage finden:
Wie konnten so viele gewöhnliche Deutsche an solchen Straftaten gegen
die Menschheit teilnehmen?
Glücklicherweise habe ich zwei Jugendbücher gefunden,
die über die Erlebnisse der Hitlerjugend handeln. Das erste, von Hans
Peter Richter geschrieben, heißt Wir waren dabei. Dieses Buch beschreibt
das Leben eines Jungen in einer unpolitischen Familie, in der die Eltern
die öffentlichen Missetaten der Nazis verzeihen, denn die Hitlerregierung
bringt ihnen Geld und Essen. Eigentlich ist der wahre, traurige Zustand
der Juden ihnen unbewußt, und, da sie Angst vor Zweifeln an der sehr
mächtigen Partei haben, integrieren sie sich ruhig in die vorherrschende
Nazikultur, um ein bequemes Leben zu genießen. Wahrscheinlich geht
diese Familie in dieselbe Richtung wie die Mehrheit des deutschen Volkes
zur Zeit: "Die Mehrheit der Leute befand sich in der Mitte, unpolitisch
und oft recht gut angepaßt" (Finckh 133).
So hat dieses Buch meine Frage zum Teil beantwortet. Aber
ich konnte noch nicht verstehen, wie sich die psychologische oder seelische
Gefühlslosigkeit in den Bürgern entwickelt hatte, die ihnen erlaubten,
solche Greueltaten bewußt zu unterstützen. Die Antwort
auf diese Frage habe ich erst im zweiten Buch gefunden, d.h., Sie versprachen
uns die Zukunft von Renate Finckh. Als Ich-Erzählerin Cornelia Keller
beschreibt Finckh die wahre Geschichte ihrer Kinder- und Jugendjahre
in der Nazizeit. Den Leser ermächtigt sie, die schrittweise Entwicklung
eines Vorurteils gegen Juden und einer unweigerlichen Treue zu dem Führer
zu beobachten, damit man die Gehirnwäsche versteht, durch die sich
anständige Bürger mit guten Absichten zu Teilen einer gewaltigen,
tödlichen Maschine bekehrte. Wegen dieser ungewöhnlich klaren
und detaillierten Beschreibung ist Sie versprachen uns die Zukunft der
Brennpunkt dieses Aufsatzes.
Von ihren ersten Erlebnissen fühlt sich Cornelia unsicher
und sucht immer Geborgenheit (18-19). Gegen ihren Vater empfindet sie eine
Mischung von Ehrfurcht, große Angst, und eine Sehnsucht nach Liebe.
Er ist aber ein frustrierter Künstler und Besitzer eines Juweliergeschäfts,
und wegen seiner Frust kann er nicht oft seine Liebe gegen die Kinder zeigen.
Wie die meisten Deutschen lebt diese Familie seit dem Ersten Weltkrieg
in relativer Armut (Snyder 217), und wie Cornelia die Situation erklärt,
könne ihr Vater seit dem Krieg "die Mühsal des Alltags nur aushalten,
wenn er Angst um sich verbreitet" (18).
Sehr früh wird die Haltung der Familie gegen die Juden klar:
"Ich hatte schon oft das Wort 'Jude' oder 'jüdisch' gehört. Wenn
sie bei Tisch von den Juden sprachen, hatte ich das Gefühl,
als sprächen sie von etwas Gefährlichem, Bösem"(42). Cornelia
lernt von der Mutter, daß die Liebels, die unten im selben Haus wohnen,
Juden sind, und daß man bei Juden nichts kaufen solle: "Sie-sie haben
alle eine unangenehme Art, die anders ist als die unsere. Sie haben auch
andere Gewohnheiten als wir" (42).
Immerhin erlaubt die Mutter zuerst, daß Cornelia mit den
zwei jüdischen Cafédamen geht, um Kuchen zu essen, denn sie
sind gute Kundinnen (43). Sehr bald aber mißdeutet Cornelia das Benehmen
der Damen als negativ und will nicht mehr ins Café mitgehen: "Ich
finde sie unanständig." Und dann versteht sie, daß Juden ja
unangenehm seien, und daß man mit ihnen nicht verkehren solle (44).
Cornelia findet, daß ihre Eltern die Juden für
viele Gesellschaftsprobleme tadeln. Der Vater sieht zum Beispiel eine Sammlung
Gemälde im "Tuchhaus," die er Geschmier nennt. Dann bemerkt er, "
Siehst du, das ist alles jüdisch überfremdet" (41-42).
(Tatsächlich wurde es später Juden verboten, sich kulturell zu
betätigen, denn man behauptete, es habe zu viele von ihnen gegeben
in der Welt der Kunst [Snyder 233].) Und eines Tages sagt die Mutter, wenn
die Nazis die Wahl gewännen, ginge es allen besser, denn es gäbe
nicht so viele jüdische Geschäfte und daher würde den Armen
geholfen werden und es müßten keine Kommunisten mehr geben (45).
Nach Louis Snyder in Roots of German Nationalism war so eine Haltung zur
Zeit etwas typisch:
Nazi ideology was greeted enthusiastically by the small independent
businessmen, clerks, artisans, shopkeepers, white-collar workers, and civil
servants. All had been hit hard by the 1923 inflation, which had wiped
out their savings, pensions, and insurance policies in one devastating
blow…To this disgruntled class Hitler offered the life belt of a popular
ideology. His promise to relieve economic misery won him the support of
millions (219).
Wenn Hitler endlich Kanzler wird, sind die Eltern sehr froh
darüber. Zwischen 1933 und 1938 hat sich das Leben grundlegend geändert:"Es
gibt wieder Arbeit. Der kleine Mann fragt nicht nach dem Ziel seiner Arbeit.
Er sieht nicht, daß das, was ihm Brot gibt, Zerstörung schaffen
wird…Seit der Führer da ist, gibt es 'Arbeit und Brot.' Seit der Führer
da ist, herrschen 'Ruhe und Ordnung'" (74).
In der Schule wird Cornelia oft von den anderen Schülern
gehänselt und ist immer noch ganz selbstunsicher. Aber nun ist es
Gesetz, daß jeder zehnjährige Junge und jedes zehnjährige
Mädchen zur Hitlerjugend geht, denn "Der Führer möchte sich
sein Volk von klein auf erziehen" (86). Unter den Jungmädeln findet
sie endlich die Geborgenheit, die sie bisher gesucht hat, denn Friedel,
die Schaftführerin, sieht, daß andere Cornelia necken, und sie
hält der Gruppe "eine packende Rede über Gemeinschaft" (87).
Am wichtigsten ist Cornelias neues Gefühl, daß man sie
braucht: "Das Gefühl, nötig zu sein für ein Ganzes, nicht
mehr am Rande stehen und zusehen zu müssen—dieses Gefühl war
neu für mich und wie ein Rausch" (89).Mit zehneinhalb Jahren legt
sie den Eid auf den Führer ab, und darin findet sie ihre Identität:
"Ich fühle mich im Einklang mit der Umwelt: Die Eltern verehren den
Führer…Es gibt etwas, das uns alle verbindet…Ich bin kein verlorener
Kieselstein mehr…ein einziger Ring umschließt mein Dasein. Er heißt
Deutschland" (92).
Es scheint, es ist ein wichtiges Element der Ausbildung in der
Gruppe, Individualismus als negative Eigenschaft—und Selbstverleugnung
für das Volk als positiv—darzustellen. In Sitzungen lesen die Mädchen
Geschichten, deren Hauptthema ist, daß das Volk wichtiger als der
Einzelne ist: "Wir wollen nichts für uns, sondern alles nur für
unser Volk" (88). Manche glauben, eine Grundlage der deutschen Kultur zur
Zeit bestand in der Exaltation des Staats--im Vergleich zu anderen Ländern,
die durch die Aufklärung zu einer Hochschätzung des Einzelnen
beeinflußt wurden: "The characteristics—and they were more than just
stereotypes—included discipline, obedience, worship of authority…" (Snyder
225). Dieses Wertsystem beeinflußt Cornelia sehr stark, denn sie
nimmt ihr Training ernst: "Die ganze Welt bestand für mich aus strenger
Hierarchie. Bereitschaft zur Unterordnung galt mir als wichtigstes Element…"
(169). Ein gutes Zeichen, daß sie ihre Ausbildung ganz internalisiert
hat, ist die Tatsache, daß ihr Lieblingsheld Hagen ist: "Denn er
hat die Selbstaufgabe bis zur äußersten Grenze getrieben. Aus
Treue zu seinem König hat er seine Ehre hingegeben, als er zum Mörder
wurde" (176).
Es scheint auch, daß Cornelia ihre Aufgabe im BDM ernster
nimmt als die meisten—vielleicht wegen der Tatsache, daß diese Gruppe
die Quelle ihrer Identität und Selbstsicherheit ist. Ihr ist bewußt,
daß wegen der Intensität der Treue sie und ihre Eltern zu einer
Minderheit gehören (133).Aber auf jeden Fall ist sie ganz bereit,
die verdrehten Naziversionen der Geschichte und der Religion anzunehmen,
die man im Weltanschauungsunterricht bietet.
Im Bereich der Religion ist es sehr leicht, Cornelia zu täuschen,
denn sie hat keine gründliche religiöse Ausbildung. Sie ist fast
nie in eine Kirche gegangen und hat fast keinen Gottesbegriff. Sie hört
interessiert zu, wenn Pfarrer Heinrich und die Eltern sagen, daß
Jesus nachweislich kein Jude gewesen sei, und daß es der heilige
Auftrag der Deutschen sei, den christlichen Glauben vom jüdischen
Einflüssen zu säubern (173). Natürlich stimmt ihr Vater
zu, wenn sie vorschlägt, daß sie (ungleich den meisten) Weltanschauungsunterricht
statt der Religionklasse braucht, und er fügt dazu: "Die Schöpfungsgeschichte
in der Bibel ist barer Unsinn, und die anderen Geschichten aus dem Alten
Testament sind lauter wertlose, jüdische Märchen…Jesus war ein
Mensch…Einer, der die Kunst der Hypnose beherrscht und damit das unwissende
Volk in Erstaunen versetzt hat. Das brauchen wir heute alles nicht mehr.
Was Jesus gelehrt hat, ist veraltet und hat uns nichts mehr zu sagen" (96-97).
Im Weltanschauungsunterricht lernt sie, daß Jesus weich
und wehrlos gewesen sei: "Wo kämen wir Deutschen hin, wenn wir dem,
der uns auf die rechte Wange schlägt, auch noch die linke böten?"
(97). Jetzt glaubt Cornelia, man braucht keine Bibel mehr, sondern stattdessen
die Edda: "Aus ihrer Wahrheit hatten die Germanen gelebt, ehe sie durch
die christlichen Missionare verweichlicht worden waren" (97).
Auch im Geschichtsunterricht lernt sie viel Erfundenes:
Im Anfang war die Steinzeit. Das war dunkle Vorzeit. Aber dann kam
das Licht über Mitteleuropa: Mit der Völkerwanderung fluteten
die blonden Germanen ins Land, und das Heil Europas brach an. Denn die
gesunden, germanischen Krieger waren dazu ausersehen, den notwendigen Untergang
"artfremder" Völker einzuleiten…Leider beging dann Theoderic…den unverzeihlichen
Fehler, sein gesundes Volk sich mit den verweichlichten und überfremdeten
Römern vermischen zu lassen. Deshalb mußten sie untergehen.
So würde es immer eingehen, wenn wir unsere eigene Art vergäßen.
Zum Vergleich wurde die jüngste Vergangenheit angeführt, die
Weimarer Republik, die unser Volk so schlimm hat "verjuden" lassen (114).
Durch dieses Zitat wird klar, daß Bewahren des deutschen Blutes
ein zentrales Thema in der Weltanschauung der Nazis war (Snyder 231). Der
Beitrag solcher Ideen zu der Judenverfolgung ist offenbar.
Zusätzlich zu dieser gründlichen Naziweltanschauung
unterrichtet man viele Lügen über andere Länder, um Vorwände
für den Kampf gegen die Alliierten zu schöpfen. Die Polen hätten
z.B. deutsches Land gestohlen, und jetzt würden deutsche Lehrer da
erschossen oder interniert, während deutschsprechende Kinder mit den
Zungen an Tischen festgenagelt würden (116). Und da viele jüdische
Händler längst die Mehrheit des deutschen Landes erworben hätten
und jetzt damit wucherten, brauchen die deutschen Bauern Lebensraum. Aus
allen diesen Gründen sei es gerecht, daß der Führer diesen
Lebensraum in Polen gewonnen hat (137).
Im Krieg gegen Rußland hätte Stalin angeblich den
Nichtangriffspakt gebrochen. (In der Tat hatte Hitler privat zugegeben:
"I shall give a propagandistic reason for starting the war, no matter whether
it is plausible or not [Snyder 214].) Dazu hat man den Deutschen erzählt,
die Bolschewikers da seien Tyrannen, und es wäre am besten, wenn man
die Russen von solch einem Terrorsystem befreit. Cornelia reagiert mit
Stolz auf ihr eigenes Land: "Wenn ich so etwas gelesen hatte, fühlte
ich mich besonders stolz, in einem solch herrlichen Land aufwachsen zu
dürfen, wo es Recht, Ruhe, Ordnung und Brot gab und wo dies alles
nie geschehen könnte. Nie wäre es mir in den Sinn gekommen, das
Wort 'Gestapo' zu hinterfragen" (139-40).
Die Reaktion von Cornelias Vater auf die Kristallnacht ist merkwürdig.
Er hofft, die Juden werden weggehen: "Sie haben ihr[en] Teil abbekommen…Nun
gehen sie hoffentlich alle" (99). Vom geschichtlichen Standpunkt ist die
Austreibung der Juden sehr oft in vielen Ländern versucht worden,
wenn die Bekehrung zum Christentum nicht möglich war (Prager and Telushkin
25). Aber der Papa ist zur selben Zeit ganz schlecht gelaunt, und wenn
Cornelia später zum Brandplatz geht, wo die Synagoge einst gestanden
hat, aber jetzt nur noch ein Trümmerhaufen ist, wird er unheimlich
böse: "Hör zu! Wenn wieder so etwas sein sollte wie das von gestern
nacht: Daß du mir niemals mehr hinterher hingehst…Die Juden sind
unsre ärgsten Feinde. Sie hätten längst unser Land verlassen
können. Nun sind sie selbst schuld, daß ihnen so etwas ergangen
ist. Aber du und ich, wir haben nichts mit all dem zu tun, hörst du!"
Seine Worte zeigen kein Mitleid mit den Juden, und er unterstützt
noch die Nazipartei—aber er will auch keine Verantwortung für dieses
schreckliche Verbrechen tragen (100).
Auch komisch ist Cornelias Enttäuschung und Erstaunen, wenn
sie lernt, daß nicht alle anderen mit den Nazis einverstanden sind
oder gegen die Juden sind. Aber sie darf nicht danach fragen, denn man
soll mit Juden, Emigranten oder Leuten, die nicht "mit [ihnen] liegen"
nicht sprechen (111, 149-50). Unter solchen Umständen ist es leicht,
immer noch blind für die Wahrheit zu bleiben.
Gegen das Ende des Krieges glauben viele Leute nicht mehr an
Hitler oder die Nazis. Sie halten Cornelia für idealistisch und lächeln
über sie. Als eine Lehrerin ihr erzählt, daß Krieg ein
Dauerstand sein sollte, antwortet Cornelia, "Das kann nicht sein! Nach
dem Sieg wird es einen langen Frieden geben…" Die Lehrerin besteht aber
darauf: "Cornelia, Sie hängen einer Utopie nach!" (175). Die Lehrerin
hat recht; während Hitler immer sagt, die Welt brauche Frieden, plant
er
einen dauernden Krieg (Snyder 210-11).
Da Cornelia immer noch zuversichtlich bleibt, erzählt man
ihr wenig über die Geschehnisse an der Ostfront: "Sie schwiegen aus
Mitleid…Sie wollten meinen Idealismus nicht zerstören. Ich spürte
diese Weihnachtsmannshaltung und spielte mit" (80).
Nach einer Weile aber fängt sie selber an, an ihrer eigenen
Weltanschauung zu zweifeln. Ihre neuen Gedanken verursachen in ihr eine
unheimliche Angst: "Wohin werde ich geraten, wenn ich weiterdenke? Da überfällt
mich wahnsinnige Angst…Denn wenn ich weiterdenken würde, müßte
ich die Treue brechen…" (187). Und da schuldig für sie ist,
wer die Treue bricht (215), denkt sie: "Ich darf meinen Glauben und meine
Treue nicht gefährden" (181-82).
Wahrscheinlich hat sie vor ihren Zweifeln besonders Angst, weil
ihre Treue der Partei so ein wichtiges Element ihrer Identität ist.
Daher findet sie immer Rationalisierungen für alles, was sie an der
Partei oder am Krieg nicht gern hat. Wenn sie z.B. bei einer Tagung einen
Vortrag hört, der von der Notwendigkeit handelt, lebensunwertes Leben
zu vernichten, wird sie aufgestört, denn sie hat eine kranke Tante
Claudia, die vielleicht ein solcher "lebensunwerter" Mensch sei. Sie beschreibt
das Laufen der Logik im Sinn—wie sie versucht, dieses schreckliche Gefühl
mit der Ideologie der Partei zu versöhnen: "Doch ich weiß,
daß sich das Vernichtungsprogramm des Reiches, das…natürlich
rein abstrakt vermittelt wurde, meinem kritischen Denken entzog. Mein Denken
blieb kurzgeschlossen in einem Teufelskreis aus Idealismus und Selbstbelügung.
Die Selbstbelügung hieß jetzt bei mir, unter anderem: Es muß
sein, damit später alles gut wird" (193).
Eines Tages erzählt ihr ein Bauer, der gegen Hitler ist,
von Bespitzelungen, Hinrichtungen und Folterungen von Andersdenkenden und
von der Vernichtung Millionen von Menschen in den KZ-Lagern. Aber
sie glaubt weder ihm noch den Zeitungsnachrichten: "Sie lügen alle!"
(214). Komischerweise hat sie vorher von einer Freundin heimlich über
die Vernichtung einer Gruppe Juden herausgefunden und hat rationalisierend
an Hagen gedacht: "Vieles, was geschieht, dürfte nie geschehen. Doch
wir Jungen waren aufgerufen, das Gute gegen das Böse zu setzen…Alles,
alles wollen wir hingeben für das Heilige Großgermanische Reich
Deutscher Nation!" (178). Es war vielleicht leichter für sie als
für viele, die Wahrheit in diesem Falle zu verscheuchen, denn sie
hat schon früher beschlossen: "Die Juden sind keine Leute" (101).
Mit mehr Zeit und mehr Erfahrungen wird ihr Zweifeln aber immer
stärker. Sie lernt eine polnische Zwangsarbeiterin kennen und erschrickt,
wenn ihr dämmert, daß dieses Mädchen etwa so alt wie sie
selber ist, und wenn es ihr plötzlich absurd scheint, daß dieses
Mädchen als Untermenschen bezeichnet wird (198). Zur selben
Zeit bemerkt sie, daß andere Leute ihr Vertrauen in die Partei verlieren.
Je näher sie der Wahrheit kommt, desto mehr steigert diese Angst:
"Ich trage mit an der Verantwortung für dieses Geschehen. Ich habe
all die Jahre hindurch von nichts anderem geredet als von Pflicht und Treue.
Deshalb gehöre ich doch gerade auch jetzt dazu. Ich kann doch nicht
einfach spurlos verschwinden!" (207). Dann beschreibt sie eine etwas spätere
Erkenntnis: "Alles, worauf mein Leben gebaut war und was der Inhalt meiner
Jugend ausgemacht hatte, war in totaler Auflösung begriffen" (212).
Endlich trifft sie die Entscheidung, zum ersten Mal im Leben unabhängig
zu denken: "Erst war es ein blindes Tasten. Dann war es mühsame Denkversuche.
Dann furchtbares Erkennen: Das, was ich treu im Herzen hatte bewahren wollen,
hatte sich gewandelt in Schuld und Scham" (216). Jetzt ist ihr (wie vielen
anderen Leuten [Snyder 221]) bewußt, daß sie sich auf der Suche
nach Geborgenheit in eine große Lüge hat einsperren lassen,
und daß sie dem Bösen die Treue gehalten hat (216). Wie viele
andere Deutsche hat sie nicht verstanden, daß man sogar an einer
legalen Regierung zweifeln durfte. Als Ergebnis ihrer mißbrauchten
Treue haben sie ihre Rechte einem bösen, autoritären, mörderischen
Reich aufgegeben und das Verbrechen dieses Reiches befördert, um angeblich
ihren Wohlstand wieder zu gewinnen (Snyder 219, 233). Und deswegen mußten
sie sich lange als Nation und Kultur schämen und auch viele ökonomische
und politische Schwierigkeiten ertragen.
Die hervorragende Eigenschaft der Geschichte Sie versprachen uns die
Zukunft ist ihre seltene, grafische Darstellung der Unwissenheit eines
Mädchens und wie sie dieses Mädchen solche Treue zu dem Führer
entgegenbringt. Besonders schmerzhaft sind Cornelias schrittweise, aber
harte Erweckung von diesem schrecklichen Alptraum und die Scham,
die sie später ertragen muß, denn als ungebildetes Kind hatte
sie fast keine Wahl, außer ihren Eltern und dem Staat zu trauen und
zu folgen. Das Buch malt ein klares, mikrokosmisches Bild der deutschen
Seite der Holocaust-Tragödie.
Nachschlagewerke
Baird, Jay W. To Die for Germany.
Bloomington: Indiana University Press, 1992. 112, 155-71.
Finckh, Renate. Sie versprachen uns
die Zukunft. Würzburg: Arena Verlag GmbH, 1995.
Richter, Hans Peter. Wir waren dabei.
Würzburg: Arena Verlag GmbH, 1995.
Prager, Dennis, and Telushkin, Joseph.
Why the Jews? New York: Simon and Schuster, Inc., 1985. 160.
Snyder, Louis L. Roots of German
Nationalism. New York: Barnes and Noble Books, 1996. 188-236.
Marjorie L. Duvall
Magisteraufgabe
Deutsche Sommerschule
Juni 1998
2. Aufgabe: Besprechen Sie die wichtigsten Aspekte von
Martin Luthers frühen polemischen Schriften gegen die katholische
Kirche. Versuchen Sie, den kulturellen Wert dieser Schriften zu umreißen.
Der Weitgehende Einfluß der Frühen Schriften Luthers
"Am Ausgang des Mittelalters waren zwei gegenläufige Bewegungen
innerhalb der abendländischen Christenheit im Gange: ein vorwärtsdrängendes
Laientum, das mündig werden wollte, und im Gegenschlag dazu eine zunehmende
Klerikalisierung der Kirche, die die Mündigwerdung gerade zu vereiteln
trachtete" (Zahrnt 117). Um dieses Streben nach religiöser Reife und
Mündigkeit in konkrete Ideen und Taten umzusetzen, brauchte man ein
Kind der Zeit als Leiter—jemand, der dasselbe Streben nach Mündigkeit
erfahren hat, aber auch "durch alle Überlieferung und jegliches Herkommen,
durch die ganze Überladung des Kirchenwesens hindurchstoßen
konnte und auf den Ursprung allen christlichen Glaubens"—die Bibel—zurückgehen
würde (Zahrnt 47). So ein Mensch war Martin Luther.
Luther war nicht der erste Mensch, der an den katholischen Lehren
zweifelte. Viele Leute wie Erasmus, Tauler und Hus hatten vorher Kritik
an der Kirche geübt (Bennassar und Jacquart 89-94; Chadwick 31-39;
Kittelson 64-78; Zahrnt 40-47). Aber Luthers Schriften haben immer noch
einen daurnden Einfluß auf die vielen christlichen Kirchen von heute
und sogar auf die christlichen Kulturen. Ein Grund dazu, daß er die
Unterstützung vieler Bauern und Bürger hatte, denn das frühe
16e Jahrhundert war eine Zeit voll neuer Ideen, und wegen des Einflusses
einer besseren Ausbildung der reichen Leute, des Einsatzes der Druckmaschine,
um große Mengen Schriften auf einmal zu drucken und zu verbreiten,
und der Lehre der Humanisten hatte sich das Verhältnis des Menschen
zu Gott und zur Welt verändert (Chadwick 29; Ozment 19; Zahrnt 36).
Dazu spielte ein starkes Nationalgefühl eine Rolle (Bornkamm 219),
denn die Deutschen wollten nicht mehr viel Geld dem Papst in Rom zahlen
(Zahrnt 33; Ozment 111-13).
Während des frühen 16en Jahrhunderts schrieb Luther
vieles, was die Entwicklung einer neuen Kirche und Kultur beeinflußte.
Es gibt aber einige Schlüsseltexte, die die Hauptthemen seiner Lehre
beinhalten, und diese werden in diesem Aufsatz diskutiert.
Nach einer Legende schlug Luther am 31. Oktober 1517 eine Kopie
seiner kontroversen 95 Thesen an der Schloßkirche zu Wittenberg an.
Eigentlich sind das Datum und dieser Anschlag selbst umstritten, denn es
ist möglich, daß Luther sie brieflich an einen Bischof sandte
(Zahrnt 84). Die Thesen wurden zuerst auf lateinisch geschrieben und waren
deswegen dem deutschen Volk unverstehbar (Maehl 158). Auf jeden Fall war
die unerwartete rasche Verbreitung der Thesen in 14 Tagen (Zahrnt 87) durch
den Druck entscheidend für den Beginn der Reformation (Zahrnt 84).
Die Thesen bestehen aus einer Kritik am Ablaßhandel, den
Johannes Tetzel für den Papst verkaufte, um Geld für die Renovierung
der Peterskirche zu Rom zu gewinnen (Chadwick 41-43; Kittelson 106-14;
Maehl 158). In den Schriften behauptet Luther unter Berufung des Neuen
Testament, daß das kirchliche Bußsakrament und mit ihm das
priesterlich-sakramentale System keinen Wert habe. Hier werden der Jurisdiktionsprimat
und die Vollmacht des Papstes angegriffen. Nach Luther soll das ganze Leben
eine Buße sein: "Dieses Wort kann nicht von der Buße als Sakrament,
die durch das Amt des Priesters ausgeübt wird, verstanden werden…Wer
einen Bedürftigen sieht und ihn mißachtet und sein Geld für
Ablässe ausgibt,…der erwirbt sich…die Ungnade Gottes" (Zahrnt 85).
Er behauptet auch, die Buße sollte aber nicht nur innerlich sein,
sondern sollte auch verschiedene Kasteiungen des Leibes einschließen
(Bornkamm 45).Luthers Meinung nach sei am schlimmsten der geistliche Schaden,
den der Ablaß anrichtet; er gefährdet das ewige Heil des Menschen:
"Wahre Reue sucht und liebt die Strafen; die Freigebigkeit der Ablässe
aber erleichtert die Strafen und läßt sie möglicherweise
sogar hassen" (Zahrnt 85). Dazu hat der Ablaß eine abwertende Wirkung
auf die Gnade Gottes, denn man muß sich auf seine eigene Leistung
verlassen, um erlöst zu werden (Zahrnt 85; Kittelson 108-09; Bornkamm
49); schließlich kann nur Gott wirklich die Sünden vergeben
(Bennassar und Jacquart 95; Bornkamm 48, 50)!
Mit den 95 Thesen bewirkt Luther eine große Veränderung
des Verhältnisses zwischen dem Menschen und Gott, indem er das
katholische Bußsakrament von den Worten Christi über Buße
abtrennt. Denn wenn Luther recht hat, hat das Sakrament keine echte
Wirkung, weil es gegen das Wort Christi ist (Bornkamm 45)! Und wenn der
Einzelne das wichtigste Element seiner eigenen Erlösung ist, dann
ist der Priester nicht mehr so unentbehrlich, daher ersetzte Luther
den katholischen Priester durch den Pfarrer, der statt Spender der Gnade
Gottes der Sprecher des Heiligen Wortes und der Leiter der Gläubiger
in der Kirche ist (Bornkamm 52).
Luthers 1520 Schrift, Von dem Papsttum zu Rom, besteht aus einer
Antwort auf die Bannbulle des Papstes, die ankündigte, Luther müßte
innerhalb 60 Tage seine Kritik an der Kirche widerrufen, sonst würde
er exkommuniziert werden. In dieser Schrift behauptet Luther, es sei zwei
Kirchen in der Welt—die äußerliche mit der Hierarchie unter
der Führerschaft des Papstes, und die innerliche, die nur Christus
für wichtig halte (Kittelson 149-50). Denn der Papst habe keine göttliche
Autorität und ist mit allen anderen der Heiligen Schrift untertan
(Bennassar und Jacquart 96). In dieser Schrift findet man dann eine Wiederholung
des Themas, daß der Papst nur ein Mensch sei und das Wort Gottes
am wichtigsten sei.
An den christlichen Adel deutscher Nation, von des christlichen
Standes Besserung schrieb Luther am 5. Juni 1520 (Maehl 159). Diese Schrift
trägt am ehesten den Charakter eines Reformprogramms und ist in vielen
Hinsichten der Grundstein der evangelischen Kirche (Maehl 159). Einerseits
ist die Schrift ein politisches Dokument, in dem Luther an die antirömischen
Gefühle in Deutschland appelliert und in dem er fordert, daß
der Kaiser und der deutsche Adel gegen den Tyrannismus der römischen
Kurie kämpfen und Reformen einführen sollten, die der Papst und
die Bischöfe nicht eingeführt haben: "Hier sollten nun die deutsche
Nation, Bischöfe und Fürsten, sich auch für Christenleute
halten und das Volk, das ihnen befohlen ist in leiblichen und geistlichen
Gütern zu regieren und zu schützen, vor solchen reißenden
Wölfen beschirmen, die sich unter den Schafkleidern darbieten als
Hirten und Regierer" (Kähler 32). Der christliche Landsherr solle
dann für die leibliche und seelische Wohlfahrt seiner Untertanen sorgen:
deshalb einerseits Armenpflege, Universitätsreform und Einrichtung
von Schulen (was später mit Luthers Hilfe vollgestreckt wurde [Kittelson
243-44]), andererseits Verbot des Wuchers, "des Kleiderluxus…und des Bordellwesens"
(Zahrnt 116-17).
Luther greift die Methoden an, die die Kirche benutzt, um ihre
Macht zu bewahren (Kittelson 150-52). Er behauptet, die "Romanisten hätten
drei Mauern um sich gebaut, um sich vor jeder Reform zu schützen:
1) daß die geistliche Gewalt der weltlichen übergeordnet sei;
2) daß der Papst allein das Recht habe, die Schrift auszulegen; 3)
daß nur der Papst ein Konzil einberufen dürfe" (Zahrnt 114-15).
Aber noch wichtiger als diese politische Kritik ist ihre theologische Basis
auf dem Begriff vom allgemeinen Priestertum aller Gläubigen, der der
Reihe nach aus der Heiligen Schrift begründet ist: "Alle Christen
sind wahrhaft geistlichen Standes allesamt durch die Taufe zu Priestern
geweiht" (Zahrnt 115). Hier vernichtet Luther die Idee einer besonderen
Priesterklasse, die die Gnade Gottes spenden konnte und die viel Autorität
über die Gläubigen hat. Luther behauptet stattdessen, ein Priester
solle den Leuten und der Gesellschaft dienen (Kittelson 151): "Ein Priester
übt genauso seinen Beruf aus wie irgendein anderer Handwerker oder
Amtsträger. Er besitzt keinen unzerstörbaren Charakter…" (Zahrnt
115).
Indem Luther den geistlichen Stand seiner besonderen Würde
entkleidet, spricht er den weltlichen Ständen gleichzeitig neu ihre
eigene Ehre und Würde zu. Alle sind gleich nützliche und gleichberechtigte
Glieder am Körper der Christenheit (Zahrnt 115). Nach dem Begriff
der allgemeinen Priestertum aller Gläubigen haben alle Christen das
Recht, die Schrift auszulegen. Auch sollte die weltliche Obrigkeit ein
rechtes, freies Konzil einberufen (denn die geistliche hat versagt), das
sich mit dem Papsttum, die Kirche und die Gesellschaft auseinandersetzen
sollte (Bennassar und Jacquart 96; Zahrnt 115-16).
Man solle vom Papsttum viel fordern—die Preisgabe aller weltlichen
Herrschaft, eine größere Unabhängigkeit der Bischöfe
vom römischen Stuhl, und eine Dezentralisierung der Kirche unter einem
eigenen Primas. In der Kirche solle man allen Leuten mehr Einfachheit,
Einheit und Freiheit geben—mit einer Einschränkung der Meßstiftungen,
Wallfahrten und Feiertage und einer Eingrenzung der kirchlichen Gesetzgebung
und Gerichtsbarkeit; man solle Priester vom Zölibat befreien (Bennassar
und Jacquart 96; Zahrnt 116), die vielen Bettelorden zusammenlegen, die
Klöster in Schulen umwandeln (was nach Luthers Hoffnung die öffentlichen
Ausbildung der Jungen und Mädchen später erleichterte [Kittelson
243]), die Bruderschaften aufheben und die Ablaßagenten verjagen
(Zahrnt 116). Als Resultat wurden Klöster später aufgelöst
und Schulen begründet, um Jungen und Mädchen eine christliche
Bildung zu geben, und noch heute gibt es in der evangelischen Kirche kein
Zölibat mehr für Priester und natürlich keine Ablaßverkäufe.
In seiner Schrift Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche,
die im August 1520 erschien, behauptet Luther, die Priester kontrollierten
die Gläubigen zuviel, indem sie verlangten, daß man gute Werke
leistete, um erlöst zu werden (Kittelson 152). Die Sakramente seien
auch so mißbenutzt worden (Bennassar und Jacquart 96), und Luther
wollte den Glauben von solchen menschlichen Bindungen befreien, damit man
einfach das Heilige Wort durch die Gnade Gottes annehmen konnte (Bornkamm
8). Deswegen bezeichnet er nur zwei von den sieben katholischen Riten als
Sakramente—die Taufe und das Abendmahl. Diese zwei wählt er auf der
Basis aus, daß sie sich gemäß der Bibel durch zwei Merkmale
ausweisen—durch ein ausdrückliches Einsetzungswort Christi, und durch
ein äußerliches Zeichen (Bornkamm 100-01; Zahrnt 118).
Am katholischen Abendmahl setzt seine Kritik an drei Punkte an:
1) Man solle den Laienkelch nicht mehr von den Gläubigen vorenthalten,
denn die Gnade Gottes sei für alle; 2) Die Lehre der Transsubstantiation
sei falsch; Christus ist ja präsent im Abendmahl, aber die Elemente
Brot und Wein seien nur die das Wort begleitenden Zeichen, nicht der Leib
und das Blut Christi, kraft der Vollmacht des Priesters gewandelt; 3) Das
Abendmahl ist kein Opfer oder gutes Werk der Priester, sondern ein freies
Geschenk Gottes (Maehl 159; Zahrnt 118-19).
Wie immer ist hier der Zentralpunkt, daß das Wort und der
Glaube an Gott den guten Werken vorangehen und sie verursachen sollten,
nicht umgekehrt (Kittelson 153-54). Wie Luther früher im Sermon von
den guten Werken geschrieben hat: "Das erste und höchste, alleredelste
Werk ist der Glaube an Christus." Der Glaube ist die Zuversicht allein
auf Gott und damit gerade als Verzicht auf alle Selbstrechtfertigung durch
irgendwelche frommen, intellektuellen oder sittlichen Leistungen (Zahrnt
111).
Die Schrift Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche war eminent
kontrovers, denn, wie oben erwähnt, greift Luther darin die Sakramente
an—besonders das Meßopfer. Dadurch traf er die römische Kirche
ins Herz; wenn das Heil nicht mehr durch die Sakramente vermittelt wird,
dann verliert der Priester seine Mittlerstellung und wird aus einem Spender
der Sakramente zum Prediger des Wortes. Es ging aber auch an die finanzielle
Basis der Kirche, denn mit den Meßstiftungen verlöre sie eine
ihrer Haupteinnahmequellen. Dazu würden Priester nicht mehr sehr heilig
sein, daher dürften sie heiraten, und dann mußte die Kirche
zudem womöglich auch noch Gehälter für die verheirateten
Pfarrer zahlen. Diese Schrift fand einen erheblichen Widerhall im ganzen
Volk—vielleicht mehr als Luther selber wünschte—denn er hatte ausgesprochen,
was die Deutschen damals empfanden. Schon wenige Tage nach Erscheinen waren
die ersten 4 000 Exemplare verkauft, und Auflage um Auflage mußte
nachgedruckt werden (Zahrnt 117). Seitdem gibt es in der Beziehung zwischen
Protestanten und Katholiken die Kommunion nur noch als umstrittene "Interkommunion."
Das ist der Hauptpunkt, an dem die unterschiedlichen theoretischen Kirchen-und
Amtsverständnisse Roms und Wittenbergs zum Tragen kommen (Zahrnt 119-20).
Die Schrift Von der Freiheit eines Christenmenschen vom November 1520
war Luthers Antwort auf die Bannandrohungsbulle des Papstes (Maehl 159).
Als die frömmste unter Luthers reformatorischen Schriften enthält
sie seinen Gesamtbegriff eines christlichen Lebens. Darin wiederholt er
die Lehre, daß der Glaube an das Wort Gottes für das Leben eines
Christen allein maßgebend ist, und daß es nichts äußerliches
gibt, was man tun kann, um Erlösung für sich zu erlangen, obwohl
die Werke spontan aus dem Glauben an und aus Liebe zu Gott hervorgehen.
Durch dieses Grundthema werden zwei scheinbar paradoxe Leitsätze verflochten:
1) "Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand
untertan," d.h., der inwendige, geistliche Mensch ist frei allein durch
den Glauben, ohne alle Werke; 2) "Ein Christenmensch ist ein
dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan," denn "…ein
guter, frommer Mann macht gute, fromme Werke." Diese Doppelthese birgt
Grundthema und Grundstruktur aller Theologie Luthers in sich—die
Unterscheidung zwischen Gebot und Verheißung Gottes, zwischen
Gesetz und Evangelium (Zahrnt 120-22; Kittelson 155-57).
Als Resultat seiner neuen Lehre mußte Luther im April 1521 vor
den Reichstag zu Worms gehen. Da war er als Ketzer bezeichnet, und die
Reichsacht wurde über ihn verhängt. Danach ist er mit der Hilfe
von Friedrich dem Weisen auf das Schloß Wartburg bei Eisenach geflohen,
wo er das Neue Testament ins sächsische Deutsch übersetzte, was
nicht nur als ein großer Beitrag des Protestantismus gilt, sondern
auch eine große Rolle in der Entwicklung einer einheitlichen deutschen
Sprache spielte (Maehl 161).
Aber als Luthers Lehre sich durch Europa verbreitete, verdrehten
manche Leute seine theologischen Begriffe, um ihre eigenen politischen
Zielen zu erreichen. Besonders mißverstanden wurde Von der Freiheit
eines Christenmenschen, denn viele Bauern glaubten, da sie als Christen
frei waren, sollten sie nicht mehr der tyrannischen weltlichen Autorität
unterworfen werden. Die Haltung solcher Bauern hatte viele Aufstände
zur Folge, die Luther stark kritisierte. In der Ermahnung zum Frieden auf
die Zwölf Artikel gibt er eine Erklärung seiner "Zwei-Reiche
Lehre" (aus Von weltlicher Obrigkeit, wie weit man ihr Gehorsam schuldig
sei), in der er behauptet, der Christ sei geistlich frei aber sei auch
immer der weltlichen Autorität untergeordnet, denn Gott hat diese
weltliche Macht geschaffen, um die Bösen in der Welt zu kontrollieren,
bis Christus Wiederkehr zu Erde. Eigentlich mußte Luther auf der
Seite der Obrigkeit stehen, um die Reformation zu schützen, denn er
brauchte die Unterstützung der Fürsten und wußte vielleicht,
die Bauern hatten keine Chance, den Streit zu gewinnen (Maehl 169).
Oft tadelt man Luther aufgrund seiner "Zwei-Reiche Lehre" für
die Tatsache, daß die evangelische Kirche im 20en Jahrhundert gegenüber
den Nazis sehr passiv war (und auch wegen seiner späteren antijüdischen
Schriften [Waite 116-17, 248-51]). Nach der Meinung Gordon Craigs
in Über die Deutschen: "In den meisten Gegenden, in denen das Luthertum
die Oberhand behielt, tendierte es zur Ausbildung eines passiven Gehorsams
gegen jedwede Amtsgewalt, vom örtlichen Grundbesitzer bis zum Landesfürsten"
(98). Robert G.L. Waite, der The Psychopathic God: Adolf Hitler geschrieben
hat, ist mit dieser Aussicht einverstanden: "…we must…say that the great
religious reformer did unwittingly help pave the way for Hitler…he…preached—and
generations of Lutheran pastors echoed his words—that the Christian owes
absolute obedience to the state…" (249). Aber das Schlüsselwort hier
ist unwittingly; Waite schreibt auch, daß, wäre Luther lebendig
gewesen, hätte er das Naziprogramm denunziert (249). Darum wäre
es wahrscheinlich ungerecht, Luther einen Teil der Verantwortung für
den Holocaust zu geben. Aber—obwohl er wirklich nicht schuld daran ist,
wurde die deutsche Kultur der Zeit indirekt durch ihre verdrehte Idee von
Luthers Lehre beeinflußt.
In seiner eigenen Zeit löste Luthers Haltung gegen die Bauernaufstände
großen Zorn aus. Viele Bauern folgten danach extremen Reformatoren
wie Thomas Müntzer oder den Wiedertäufern, die Luther "Schwärmer"
nannte. Dazu benutzten andere Theologen in Deutschland und anderen Ländern
Luthers Ideen als Anfang, aber waren in einigen Hinsichten mit ihm nicht
einverstanden. Ulrich Zwingli aus der Schweiz und die Strasbourger Reformatoren
Carlstadt, Capito und Bucer behaupteten z.B., das Brot und der Wein im
Abendmahl seien nur Symbole—ohne die Realpräsenz Christi (Kittelson
198-99, 206-07; Maehl 163). John Calvin, der auch durch Luthers Schriften
(unter anderen) beeinflußt wurde, formulierte die Idee der
Prädestination (Bennassar und Jacquart 104-11). Luther akzeptierte
diese neuen Ideen gar nicht (Kittelson 196-200, 206-08), und aus diesen
verschiedenen Argumenten stammten viele verschiedene protestantische Konfessionen.
Noch heutzutage gibt es eine große Zersplitterung der protestantischen
Kirche. Komischerweise hatte man früher im 16en Jahrhundert Luther
für ein Symbol der deutschen Einheit gehalten, aber durch seinen Einfluß
ist die kirchlich-weltliche Einheit ganz zusammengebrochen (Zahrnt 122;
Bornkamm 263).
Im 16en Jahrhundert wurden die folgenden Reformen in der evangelischen
Kirche eingeführt, die bis jetzt im Protestantismus fortdauern: Eine
Bibel in der Landessprache wurde auf die Kanzel gestellt, damit alle das
Wort verstehen konnten; Pfarrern wurde erlaubt, zu heiraten, denn Mönche
durften jetzt nach Wunsch die Klöster verlassen; die Leute sangen
Hymnen in der Landessprache; die Gläubigen durften beide Brot und
Wein zum Abendmahl haben (Chadwick 64-65).
Auf der anderen Seite hatte die Reformation einen erheblichen
Einfluß auf die katholische Kirche. Da die protestantische Kirche
zersplittert war, hatte die katholische Kirche die Gelegenheit, wieder
stark zu werden. Um Protestanten zurück zum Katholizismus zu gewinnen,
wurden Reformen 1545 im Konzil von der Stadt Trient eingeführt. Da
schaffte man die Mißstände der bischöflichen Ämter
ab und betonte Erbarmen statt Strafe gegen die Gläubigen. Universitäten
wurden auch gegründet, um eine bessere Ausbildung der Priester zu
leisten, und eine katholische Bibel wurde für die Gläubigen gedruckt.
Noch heutzutage sind es viele katholische Universitäten, werden
die Liebe und Gnade Gottes auch in katholischen Kirchen betont, und wird
die Landessprache in der Messe und in den Hymnen benutzt. Obwohl die meisten
theologischen Unterschiede zwischen der evangelischen Kirche und der katholischen
geblieben sind, hat Luthers Lehre daher die katholische Kirche auch indirekt
beeinflußt.
Die sozialen und staatlichen Institutionen sind auch seit Luther nicht
mehr der Kirche untergeordnet, sondern haben ihre eigenen Souveränität
(Bornkamm 272). Merkwürdig ist die Tatsache, daß Luthers Versuch,
die Kirche vom Staat zu trennen, die kirchliche Herrschaft jedes Fürsten
zur Folge hatte, aber die Gründe findet man eher im System vom alten
teutonischen Eigenkirchentum als in der Reformation (Bornkamm 250-51).
In den oben erklärten Hauptschriften Luthers hat er seinen neuen
religiösen Ansatz in ständiger Orientierung an der Bibel sowohl
theologisch vertieft, als auch in Richtung auf die Kirche und die weltlichen
Lebensbereiche ausgeweitet. Die Ausbreitung seines Denkens hat eine neue
Verchristlichung der Welt anstelle ihrer bisherigen Klerikalisierung hergestellt,
denn Luther erklärte die weltliche Obrigkeit und das gesamte Laientum
beide zu einem geistlichen Stande (Zahrnt 122), während Pfarrer jetzt
als normale Menschen bezeichnet sind, ohne die besondere Macht, von Sünden
loszusprechen, aber auch mit allen leiblichen Bedürfnissen der Menschen.
Wenn man den gesamten Einfluß Luthers auf die Kirche und die Gesellschaft
studiert, wird es offenbar, daß die verschiedenen Veränderungen
auf diesem Grundprinzip basieren.
Nachschlagewerke
Bornkamm, Heinrich. Luther's World
of Thought. Saint Louis: Concordia Publishing House, 1958. 39-54,
162-66, 171-75, 218-303.
Bennassar, Bartolomé, and
Jacquart, Jean. Le XVIe Siècle. Paris: Armand Colin, 1972. 89-115.
Chadwick, Owen. The Reformation.
Aylesbury, Bucks, Great Britain: Hazell Watson and Viney Ltd., 1986.
40-68, 141-44, 273-320.
Craig, Gordon A. Über die Deutschen.
Frankfurt: Verlag C.H. Beck, 1991. 96-100.
Kähler, Ernst, ed. Luthers Schriften.
Stuttgart: Philipp Reclam, 1995. 30, 32.
Kittelson, James M. Luther the Reformer.
Minneapolis: Augsburg Publishing House, 1986. 101-212, 243-44,
277-78.
Maehl, William Harvey. Germany in
Western Civilization. University, AL: The University of Alabama Press,
1979. 156-76.
Ozment, Steven. Protestants: The
Birth of a Revolution. New York: Doubleday Dell Publishing Group, Inc.,
1993. 1-42, 118-68, 215-19.
Waite, Robert G.L. The Psychopathic
God: Adolf Hitler. New York: Da Capo Press, 1993. 116-18, 248-51.
Zahrnt, Heinz. Martin Luther. München:
R. Piper GmbH and Co. KG, 1986. 16-19, 33-52, 70-169, 200-18,
235-37.
Marjorie L. Duvall
Magisteraufgaben
Deutsche Sommerschule
Juni 1998
3. Aufgabe: Eine deiner Studentinnen hat gehört,
daß 1999 die D-Mark durch eine neue europäische Währung
abglöst wird, die Euro heißt. Sie weiß auch, daß
nicht alle Staaten der Europäischen Gemeinschaft der europäischen
Währungsunion beitreten wollen oder beitreten können, weil sie
die Kriterien des Maastrichter Vertrages nicht erfüllen. Sie bittet
dich, zu erklären, was es mit der neuen europäischen Währungsunion
auf sich hat. Die einzige, dir zu Verfügung stehende Informationsquelle,
über die du dich sachkundig machen kannst, ist das Internet. Suche
also im Internet Informationen zum Euro, zur Europäischen Währungsunion
und zum Maastrichter Vertrag. Benutze vor allem die on-line deutschen Zeitungen,
bzw. Die Archive und Dossiers, die die deutschen Zeitungen über das
Internet zu Verfügung stellen.
1. Fasse die Kriterien des Maastrichter Vertrags zusammen, die erfüllt
werden Müssen, damit ein europäischer Staat der europäischen
Währungsunion beitreten kann.
Es sind fünf Konvergenzkriterien, die erfüllt werden müssen,
wenn ein Land an der europäischen Währungsunion teilnehmen will:
a. Das erste ist Preisstabilität. Der Anstieg der Verbraucherpreise
im Jahre 1997 durfte nicht mehr als 1,5% über der Inflationsrate der
drei preisstabilsten Länder (die drei "Tabellenführer") liegen.
Auch muß das Land den Anschluß an die Tabellenführer halten
und ihnen dicht auf die Fersen bleiben.
b. Das Haushaltsdefizit muß auch begrenzt werden. Die Neuverschuldung
der öffentlichen Hand darf 3% des Bruttoinlandsprodukts nicht übersteigen.
c. Die Gesamtverschuldung darf höchstens 60% des Bruttoinlandsprodukts
ausmachen, damit die Staatverschuldung nicht zum Treibsatz für
einen Inflationsschub wird.
d. Die langfristigen Zinsen dürfen höchstens 2% höher
ausfallen als in den drei stabilsten EU-Ländern. Das ist ein Gradmesser
für wirtschaftliche Konvergenz, denn die Märkte honorieren eine
anhaltend konsequente Stabilitätspolitik durch entsprechend niedrige
langfristige Zinsen.
e. Die Stabilität des Wechselkurses ist
ein unverzichtbares Beitrittskriterium. Jeder Kandidat muß eine nationale
Währung haben, die sich im Vergleich zu den anderen ohne Spannungen
hält, und die mindestens zwei Jahre lang ohne Abwertung innerhalb
der normalen Bandbreite des Europäischen Währungssystems notiert
wird.
2. Weshalb wurden diese Kriterien eingeführt, und was könnte
passieren, wenn ein Land diese Kriterien nicht einhält?
Diese Kriterien wurden eingeführt, um übermäßige
Haushaltsdefizite in der Europa zu vermeiden, und um sicherzustellen, daß
die zukünftige Währung stabil ist. Wenn ein Land ein Kriterium
wie die 3%-Quote für Neuverschuldung oder die 60%-Quote für Gesamtverschuldung
knapp verfehlt, kann es kurzfristige Konjunkturellen machen. Aber das Defizit
muß "hinreichend rückläufig" sein und sich rasch dem grünen
Bereich nähern.
Wenn ein Land ein übermäßiges Defizit hat, empfiehlt
ihm der Europäische Rat die innerhalb von vier Monaten erforderlichen
Maßnahmen. Der betroffene Mitgliedstaat muß diese Maßnahmen
dann ergreifen und das Defizit innerhalb von zwölf Monaten nach seinem
Eintritt korrigieren. Wenn diese Maßnahmen nicht durchgeführt
werden oder unzureichend sind, muß der Mitgliedstaat zehn Monate
nach der Mitteilung eine zinslose Einlage bei der EU tätigen. Sollte
das Defizit weiterhin übermäßig sein, wird die Einlage
zwei Jahre später in ein Bußgeld umgewandelt.
Die Einlage oder Geldbuße wird sich auf 0,2% des Bruttoinlandsprodukts
belaufen, vielleicht zuzüglich einer Summe, die proportional zur Übersteigung
des Referenzwertes von 3% wäre. Aber die Höchstgrenze der jährlichen
Einlage wurde auf 0,5% des Bruttoinlandsprodukts festgesetzt. Das Ziel
ist, daß die Strafe ausreichen muß, um den betroffenen Staat
zur Behebung des Problems anzuregen, ohne seine Zahlungsfähigkeit
zu schaden.
Das System ist aber flexibel, denn die Sanktionen gelten sofern
die Wirtschaftsleistung des betroffenen Landes nicht mehr als 0,75%
zurückgegangen ist. Länder, die unter unvorhersehbare oder unkontrollierbare
Ereignissen wie Wirtschaftsrückgang, Naturkatastrophen oder schweren
Konjunktureinbrüchen leiden, und deren Finanzlagen als Resultat stark
geschwächt werden, können ausnahmsweise straflos ausgehen. Wenn
es z.B. in einem Staat eine starke konjunkturbedingte Abwärtsbewegung
gegeben hat, die das Bruttoinlandsprodukt um mindestens 2% hat absinken
lassen, dann wird das Defizit als außergewöhnlich betrachtet,
damit keine Maßnahmen oder Sanktionen eingesetzt werden.
Ein Rückgang unter 0,75% wird nicht als außergewöhnlich
betrachtet, und in diesem Fall muß das Land eine dementsprechende
Summe zinslos bei der EZB (Europäischen Zentralbank) hinterlegen.
Im Falle eines Rückgangs zwischen 0,75% und 2% sollen der Finanzministerrat
und die Kommission über eventuelle Strafen entscheiden.
Wenn ein Staat am Anfang der Währungsunion auf der Basis
dieser Kriterien nicht qualifiziert, wird alle zwei Jahre bzw. auf Wunsch
des Staates überprüft, damit er vielleicht später Mitglied
des Euro-Clubs werden kann.
3. In Deutschland gibt es eine lebhafte Diskussion über
die Interpretation der Maastrichter Kriterien. Welche Positionen kannst
du ausmachen?
Es gibt viel Dialog über die Angemessenheit mancher Nationen
für die neue Währung, denn verschiedene Leute verstehen die Maastrichter
Kriterien auf verschiedene Weisen. Zalm von den Niederlanden, Kohl, und
Jochimsen von der Deutschen Bundesbank bestehen auf ein strenges Festhalten
am Vertrag; 3% Neuverschuldung sei 3%, nicht 3.1%, und 60% Gesamtschuld
sei nicht 60.1%.
Andere warnen vor solche Strenge in der Interpretation. Nach
der Meinung Lafontaines sei diese 3,0-Diskussion eine deutsche Hysterie,
die wirtschaftpolitisch überhaupt nicht begründbar sei. Oder
wie Wilfried Kuckelkorn gesagt hat: " Falsch ist es…im Vorfeld der Währungsunion
unnötig stark auf die finanzpolitische Bremse zu treten. Ein Stabilitätsfanatismus
nützt nichts, wenn er Mitgliedstaaten zu Buchungstricks, zu einem
Abwürgen der Konjunktur oder rüden Kürzungen im sozialen
Netz zwingt. Wichtig ist es, den Vertrag einzuhalten, der keine Punktlandung
fordert…" Solche Leute zeigen auf die Klausel im Vertrag, die vorsieht,
man dürfe ein Kriterium verfehlen und noch an der Währungsunion
teilnehmen, wenn man dem Kriterium rasch genug annäht.
Aber bei den hohen Gesamtschulden Italiens (und Belgiens) beginnt
man an dieser Formulierung zu zweifeln, denn sie läßt zu viel
Spielraum. Man fragt sich, welche Kriterien am wichtigsten sind; manche
glauben, die Gesamtschuld, ein Zeichen der ökonomischen Vergangenheit
eines Landes, ist nicht so wichtig wie die Defizite und die heutige Richtung
der Ökonomie. Man sollte vielleicht die folgende wichtige Frage stellen:
Wenn die ersten Teilnehmer ausgewählt werden, wie weich kann die Interpretation
der Kriterien sein, ohne eine weiche gesamte Währung herzustellen?
4. Welche Staaten erfüllen diese Kriterien bisher? Welche
Konsequenzen könnte dies für den Zeitpunkt der Einführung
der neuen Währung haben?
Wenn man versteht, daß es verschiedene Interpretationen
der Kriterien gibt, ist es etwas schwer zu entscheiden, wer sie im Moment
erfüllt. Elf Länder werden am Anfang Mitgliedstaaten sein: Luxemburg,
Irland, Finnland, die Niederlande, Spanien, Portugal, Deutschland, Frankreich,
Österreich, Belgien und Italien. Bei einer strengen Interpretation
erfüllen im Moment nur Finnland und Luxemburg genau die Kriterien.
Man glaubt, Portugal wird auch alle Kriterien erfüllen. Irland hat
alles am Ende 1997 erfüllt aber hatte später eine höhere
Gesamtschuld (65,8%); dann ist das Punt am 14. 03. aufgewertet
worden. Die Niederlande haben fast alles erfüllt, aber die
Gesamtschuld ist ein bißchen hoch. Die Zustände in Österreich
sind ähnlich; obwohl seine Gesamtschuld 67% ist, behauptet man, das
Defizit nähe rasch der 60%-Quote an und werde daher kein Hindernis
sein. Spanien hat große Anstrengungen gemacht und hat seit 1995 sein
Defizit stark reduziert. Deutschland und Frankreich erfüllen technisch
die Kriterien, aber nach der Presse nur wegen Buchungstricks; eine ehrliche
Schätzung der Neuverschuldung jedes dieser Staaten mag die 3%-Quote
knapp überschreiten. Dazu behauptet man, Deutschlands Gesamtschuld
im Moment von 60% steige.
Belgien hat eine Neuverschuldung von nur 2,5% des Bruttoinlandsprodukts,
und die Tatsache, daß die Gesamtschuld um ungefähr 125% des
Bruttoinlandsprodukts steht, sehen einige als kein Problem, denn das Defizit
näht rasch der 60%-Quote an. Italien findet sich in derselben Lage,
und manche behaupten, es habe die 3%-Quote nur durch Buchungstricks
getroffen und könne daher unmöglich ein niedriges Defizit
langfristig bewahren. Diese zwei Länder sind von Deutschland und den
Niederlanden wegen ihrer Schulden stark kritisiert worden.
Wie verschiedene Interpretationen der Kriterien gibt es auch
viele Aussichten eines pünktlichen Starts des Euro. Obwohl viele Leute
ihn verschieben wollen, scheinen alle voraussichtlichen Kandidaten etwas
sicher, daß die Einführung im Januar 1999 (für Regierungen,
Banken und manche Geschäfte) kommen wird (2002 für das Geld für
die Bürger).
Aber es sind Einwände in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden,
und in Deutschland gingen vier Experte vor das Gericht, um eine Verschiebung
zu verlangen, obwohl ihre Herausforderung niedergeschlagen wurde.
5. In Deutschland gibt es eine lebhafte Diskussion über
die Vorteile und Nachteile der Europäischen Währungsunion. Welche
sind die Argumente der Euro-Gegner, welche sind die Argumente der Euro-Befürworter?
Einige Minderargumente gegen den Euro sind von Einzelnen vorgeschlagen
worden: Vielleicht wird die EZB am Start die Zinszügel straff halten
und die Zinsen steigen machen; ein Euro ist ohne Großbritannien
unmöglich; u.s.w. Aber der Hauptkritikpunkt ist, daß die Bürger
der Niederlanden, des Deutschlands und des Frankreichs nicht wünschen,
ihre harten Währungen und ihre geldpolitische Souveränität
aufzugeben und diese mit der Unsicherheit der gemeinsamen Währung
zu ersetzen. Bei dem Start der Währungsunion werden einige Länder
nur mit knapper Not und gerade noch die strengen Maastrichter Kriterien
erfüllen, aber nur, wenn sie Buchungstricks gemacht haben. Da die
Länder wie Belgien, Italien, Deutschland, und Frankreich in
aller Ehre (nach manchen Kritikern) die Kriterien nicht erfüllen,
ist die Stabilität des Euro vielleicht in Gefahr. Dazu haben potentielle
Mitgliedsländer, um die Aufnahmeprüfung des Maastrichter Vertrags
zu bestehen, ihre Konjunkturen kaputt gespart und dabei Probleme im Arbeitsmarkt
verursacht, und die zunehmende Konkurrenz im gemeinsamen Markt konnte mehr
Jobs kosten. Wegen dieser Unsicherheit und einer fehlenden gemeinsamen
Finanz-und Wirtschaftspolitik können viele Länder sehr leicht
wieder in ihre normale Schuldenpolitik zurückfallen, und dann wird
der Euro an Wert verlieren und schwächer sein als die D-Mark.
Da es so eine große Skepsis gibt, ob die Mitgliedstaaten
auf Dauer die Stabilitätsvorschriften einhalten können, erwarten
nur wenige Deutsche Vorteile von der neuen Währung. Die Mehrheit sieht
steigende Arbeitslosigkeit und höhere Inflation vorher. Und wenn ein
Mitgliedsland seine Kredite nicht bedienen kann, gibt es keine Hilfe, denn
keine Pression darf auf der EZB gesetzt werden.
Oft erwähnt sind andere Umstände in der Gesellschaft,
die verändert werden müssen, um Durchfall des Euro zu vermeiden.
Man muß die ganze Infrastruktur des europäischen Arbeitsmarktes
sehr verändern, wenn man Erfolg mit dem Euro-Projekt wünscht.
Europäische Arbeiter in verschiedenen Ländern haben z.B. wenig
Möglichkeit, über Landgrenzen zu reisen, um Arbeitsstellen zu
finden. Eine Konvergenz unter den Mitgliedstaaten wird nur schwer auswirken,
denn die ökonomischen Lagen und Umstände in Italien und Portugal
sind ganz anders als diejenigen in Deutschland.
In einigen Ländern erkennt man noch nicht Berufsdiplome
aus anderen Ländern, und es gibt wenig Integration der Dienste (besonders
im finanziellen Bereich) unter den Ländern; am größten
sind die Unterschiede in Steuermethoden. Dazu gibt es keine Unterstützung
einer zentralen Regierung; stattdessen wird der Euro von vielen unabhängigen
Nationen benutzt, mit nur einem informellen Konzil für Besprechungen
über Geldpolitik.
Am wichtigsten ist die Tatsache, daß Durchfall des Euro
politische Streite unter Mitgliedstaaten—und vielleicht Spaltungen und
eine Rückkehr einer nationalistischen Haltung—verursachen kann: "Die
Währungsunion wird…Europa spalten" (Dr. Bruno Bandolet, deutscher
Finanzexperte).
Die Vorteile einer gemeinsamen Währung sind aber zahlreich.
Der erste besteht aus der Vermeidung vieler Probleme, die ohne einen Euro
entstehen können. Wenn es keinen Euro gibt, drohen es Abwertungswettläufe,
Handelskriege, Protektionismus, Rationalisierung der Wirtschaftspolitik,
Deflation und vielleicht sogar Depression. Im Moment ist Europa äußerst
sensibel auf Fluktuationen der Devisenmärkte, und daraus ergibt sich
eine hohe Anfälligkeit für Störungen zwischen den nationalen
Währungen. Dazu geben Firmen viel Geld aus, wenn sie Erzeugnisse in
andere EU-Länder schicken und für Währungsumtausch bezahlen
müssen. Deswegen droht es ohne den Euro weitere Arbeitsplätze
verlorenzugehen.
Je mehr die Güter und Finanzmärkte zusammenwachsen,
desto mehr wird ein Nebeneinander von 15 Währungen in Europa zum Anachronismus
sein. Im großen und ganzen besteht eine wirtschaftliche und finanzielle
Souveränität im Zeitalter globaler Handelsbeziehungen und liberalisierter
Kapitalmärkte nicht mehr. Wie Hans Dietrich Genscher es ausgedrückt
hat: "Die europäischen Staaten könnten es sich gerade in der
gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage nicht leisten, der einzige Binnenmarkt
der Welt zu sein, in dem 14 verschiedene Währungen gelten." Oder wie
Dr. Klaus Hänsch behauptet: "Entweder verteidigen die Völker
Europas ihre sozialen Errungenschaften gemeinsam, oder sie werden einzeln
im Weltmarkt untergehen." Und wenn man den Start nur verschiebt, verliert
der Verbraucher Vertrauen an der neuen Währung, was zu einem schwachen
Euro führen kann.
Aber mit dem Euro gibt es aufgrund der Konvergenz der Wirtschaftspolitiken
der Länder der Euro-Zone eine bessere zyklische Übereinstimmung
unter den Ländern. Auf makroökonomischer Ebene werden die europäischen
Volkswirtschaften stabilisiert werden, denn der Euro wird in einem Gebiet
in Umlauf sein, das mehr als nur eine Nation umfaßt. Auf mikroökonomischer
Ebene werden die Unternehmer der Mitgliedsländer weniger unter Währungsfluktuationen
leiden. Der gemeinsame Finanzmarkt wird eine wesentlich breitere Anlage
haben und wird mehr Finanzierungsmöglichkeiten bieten, als die heutigen
zersplitterten Währungsmärkte jetzt bieten.
Angst vor einem unstabilen Euro kann man durch noch weitere Argumente
besänftigen. Zunächst wird er eine starke Währung sein,
denn nur starke Nationalwährungen an der Union teilnehmen dürfen.
Diese harten Währungen werden durch eine einmalige Umrechnung in einen
harten Euro auf Grundlage marktgerechter Devisenkurse festgelegt. Die EZB
wird unabhängig die Verantwortung für die Geldpolitik und die
Einhaltung der Maastrichter Kriterien auf zentraler Ebene übernehmen
und wird die stabile Deutsche Bundesbank als Vorbild nachahmen.
Die Finanzierung von Haushaltsdefiziten wird streng verboten. Aus diesen
Gründen bietet eine einheitliche Währung mehr Sicherheit, was
im wirtschaftlichen Bereich zu niedrigen Zinsen, erhöhten Investitionen
und mehr Arbeitsstellen führen kann. Manche behaupten, der Euro werde
noch stabiler als die D-Mark sein.
Eine gemeinsame europäische Währung ist auf jeden Fall
international stärker als jede einzelne nationale Währung. Die
hinter dem Euro stehende gebündelte Wirtschaftskraft der EU
(auf dem Bruttosozialprodukt basiert) ist die größte auf der
Welt—sogar größer als die der USA. Die Stabilität und Kraft
eines einheitlichen Marktes werden Frieden, Zusammenarbeit und größere
politische Macht in Europa auch leisten. Nach Dipl. Ing. Hans Peter Stihl
sollte Entpolitisierung in Europa dauerhaft gelingen.
In vielen Hinsichten wird ein Euro für Verbraucher
und Unternehmen beide günstig sein. Ab 92% aller Waren und Dienstleistungen,
die in der EU produziert werden, werden auch im Binnenmarkt konsumiert.
Wenn die Währungsumtausch innerhalb der Binnengrenzen entfällt,
sparen Unternehmen viel Geld—vielleicht ungefähr 90 Milliarden DM
in der ganzen Europa—und können Erzeugnisse um günstigere Preise
bieten. Preisvergleiche zwischen Angeboten unterschiedlicher Länder
werden auch einfacher sein; diese größere Transparenz meint
auch mehr Konkurrenz, deswegen werden sich die Unternehmen um kostengünstige
Produktion bemühen müssen. Daraus werden die Verbraucher Nutzen
ziehen, und die Unternehmen sollten erhöhte Gewinne genießen.
Nach dem München Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung
wird der Euro "längerfristig einen positiven Beitrag zum Abbau der
Arbeitslosigkeit leisten" (obwohl einige behaupten, er werde kurzfristig
das Problem verschärfen). Wie obenerwähnt kosten Wechselkursschwankungen
mit Abwertungen in den Nachbarländern das exportorientierte Deutschland
immer wieder Tausende von Arbeitsplätzen. Mit dem Euro wird diese
Tendenz verringert werden, denn solche Auf-und Abwertung werden ausgeschlossen.
Auch mögen europäische Firmen ihre Betriebswesen und Investitionen
von teuren nach billigeren Ländern umziehen. Dieser Umzug hätte
zur Folge, daß die Löhne in diesen Ländern in Richtung
des EU-Durchschnitts steigen würden. Die Leute in den teureren Ländern
würden vielleicht weniger als vorher verdienen oder wenigere andere
Ausgleiche bekommen, und am Anfang würden die Veränderungen Jobs
kosten; aber später würden die Arbeiter Jobsicherheit haben,
und langfristige könnten neue Invesititionen aus diesem System entstehen,
was mehr Arbeitsplätze schaffen könnte. Wichtig wird auch wahrscheinlich
sein, daß man nach den Gebieten mit den neuen Stellen umzieht.
Wenn man die Argumente von beiden Seiten überlegt,
kann man vielleicht die Wahrheit in fast allem finden. Komischerweise behaupten
aber die Euro-Gegner, der Euro werde die Arbeitslosigkeit in Europa verschlechtern,
während die Befürworter behaupten, er werde sie abbauen! Das
Resultat hängt vielleicht von der Verwaltung des Systems ab; die Mehrheit
der Kritik am Euro entsteht aus der Angst, daß man auf die neue Währung
nicht gut vorbereitet ist, mit diesem neuen System klug umzugehen. Ob die
Leute Europas die potentiellen Vorteile genießen werden, oder ob
sie sich in einer ökonomischen Krise finden werden, hat mit
Weisheit und Vorsicht zu tun. Die Behauptung, daß eine gemeinsame
Währung in so einer globalen Ökonomie unentbehrlich sei, ist
wahrscheinlich richtig. Aber man muß so eine Umstellung sehr vorsichtig
vorherplanen, um eine schreckliche ökonomische Krise zu vermeiden.
6. Welche Argumente haben Staaten wie z.B. Großbritannien,
um ihren Verzicht auf den Beitritt in die Europäische Währungsunion
zu begründen?
Dänemark will an der Währungsunion nicht teilnehmen, wird
aber eine Gelegenheit gewährt, später mitzumachen. Auch
Schweden wird nicht am Anfang sondern vielleicht später mitmachen.
Zur Zeit sind es manche Euro-Skeptiker in diesen zwei Ländern. Da
Griechenland kein Kriterium geschafft hat, darf es am Anfang nicht teilnehmen,
aber es hofft 2001 Euro-Mitglied zu werden.
Nur Großbritannien behauptet selber, es wolle später (im
Jahre 2002 oder 2003) Mitglied werden aber sei noch nicht bereit. Man sagt,
Eintritt im Jahr 1999 brächte größe ökonomische Risiken.
Nach Kanzler Gordon Brown muß das Land fünf ökonomische
Kriterien erfüllen, um sicher zu sein, daß der Euro für
die britische Ökonomie anpassend ist:
a. Es muß eine langfristige Konvergenz mit den anderen
EMU-Mitgliedern halten. Im Moment gibt es keine solche Konvergenz. Die
UK-Zinsen sind im Moment 7% im Vergleich zum Durchschnitt von 3% in den
anderen EU-Ländern. Da derselbe Zins durch die ganze EMU gelten wird,
darf ein Land wie Großbritannien seine eigenen Zinsen nicht festlegen,
die zu seinem eigenen Umständen passen. Wenn Großbritannien
die neue Währung adoptierte und höhere Zinsraten verlangte als
die, die die EZB festgelegt hat, gäbe es große ökonomische
Probleme.
b. Ein Markt braucht genug Flexibilität, um sich ökonomischen
Veränderungen anpassen zu können. Aber Großbritannien hat
langfristige Arbeitslosigkeit und einen Mangel an Jobfähigkeiten und
muß zuerst diese Probleme lösen, um flexibler zu werden.
c. Man muß eine gute Auswirkung auf Investitionen versichern.
Ohne Konvergenz kann man daran noch nicht denken.
d. Man muß die Auswirkungen auf Arbeitslosigkeit feststellen.
Aber ohne Konvergenz kommt das auch nicht in Frage.
e. Man muß den Einfluß auf die finanzielle
Industrie feststellen. Wenn Großbritannien an der EMU rechtzeitig
teilnimmt, kann dieser Einfluß positiv sein. Aber ohne Konvergenz
ist das Land nicht bereit.
Es gibt viele Gründe, daß Großbritannien außer
Konvergenz steht. Zuerst gleichen die ökonomischen Schwankungen denjenigen
in der USA mehr als denjenigen im Rest Europas. Die britische Ökonomie
ist anderen ausländischen Schocks ausgesetzt und braucht daher andere
Strategien. Auch treibt das Land weniger Handel mit anderen europäischen
Ländern als die anderen EMU-Kandidaten—und mehr mit mitteleuropäischen
Ländern, deswegen ist es für Veränderungen in der Nachfrage
von nichteuropäischen Ländern anfälliger. Als ein
großes Ölexporterland wird Großbritannien stärker
betroffen als die anderen Länder, wenn Ölpreise steigen oder
fallen.
Zweitens belaufen sich Defizite von Hypotheken in Großbritannien
auf 57% des Bruttoinlandsprodukts, im Vergleich zu 33% in den anderen EU-Ländern.
Dazu benutzen große Firmen da den Börsenmarkt mehr als jene
im Rest Europas, und kleine Firmen verlassen sich auf wechselhafte Zinsen
mehr. Daher ist Großbritannien durch Zinsveränderungen schwerer
betroffen.
Der Kanzler will auch den Beifall des britischen Volkes, von
dem sich nur 10% im Moment bereit fühlen, bevor das Land an der Währungsunion
teilnimmt. Da die obenerwähnten Kriterien noch nicht erfüllt
sind, und da die Leute, die Regierung und die meisten Firmen sich nicht
darauf vorbereitet haben, nimmt Großbritannien am Anfang der Währungsunion
nicht teil. Das Land braucht eine langfristige Konvergenz mit den
anderen Ländern, eine eigene langfristige ökonomische Stabilität,
und Zeit, sich darauf vorzubereiten.
7. Didaktisiere deine Einsichten in die Probleme der europäischen
Währungsunion und die Kriterien des Maastrichter Vertrages so, daß
deine Schüler verstehen, welche Probleme eine solche Währungsunion
für alle beteiligten Länder aufwirft.
Der Euro kommt. Die Regierungen wollen sie nicht verschieben,
denn sie glauben, eine Verschiebung würde die gesamte Ökonomie
zerstören. Sie deuten die Macht an, die so viele Länder zusammen
in der Welt haben können; ihrer Meinung nach wird der Euro stärker
als der Dollar sein, denn er wird nur auf stabilen Währungen im größten
Markt der Welt basiert werden.
Die Bürger vieler Länder sind meistens aber gegen eine
1999-Einführung des Euro. Eher verschöben sie sie, denn sie glauben,
sie wird nicht stabil sein. Es ist ganz möglich, sie haben recht,
denn viele Länder haben vielleicht Buchungstricks gemacht, um die
Stabilitätskriterien zu erfüllen. Dazu muß man zuerst mehr
Konvergenz unter den verschiedenen Arbeitssystemen der Länder schaffen,
was eine sehr große Arbeit ist. Mit so vielen separaten Ländern
und mit so viel Spielraum für Interpretation über die Erfüllung
der Stabilitätskriterien ist nichts wirklich sicher.
Man behauptet, die EZB werde die Stabilität des Euro kontrollieren,
indem sie Sanktionen gegen die Länder einsetzt, die die Maastrichter
Kriterien nicht einhalten. Aber es gibt noch keine Provisionen für
den Fall, in dem ein Land es weigert, die Buße zu bezahlen. Wie kann
man schließlich einen Staat bezwingen, an solchen Kriterien festzuhalten?
Deise Seite gemacht bei Eric
Krieg
Er hat auch rants
und Holocaust
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